Rhönforum e. V. - Stellungnahme gegen SuedLink

 

RHÖN.  Bis zum 24. Juni besteht noch die Möglichkeit, eine Betroffenheits-Stellungnahme gegen den sogenannten SuedLink – der Trassenführung einer neuen europäischen Höchstspannungsleitung mit der Besonderheit der bisher kaum erprobten Erdkabelverlegung - einzureichen. Online besteht die Möglichkeit sich über www.netzausbau.de/_tools/Stellungnahmen/beteiligung3_4-d/node.html zu äußern oder schriftlich an die Bundesnetzagentur, Referat 804, Postfach 8001, 53105 Bonn.

 

Auch der Rhönforum e. V. als Verein für Regionalentwicklung und Tourismus hat sich zum wiederholten Male gegen die Trassenführung durch die Thüringer Rhön ausgesprochen. Martin Henkel, stellv. Vorsitzender des Rhönforum: „Es ist ein Irrsinn, die Stromtrasse durch die Thüringer Rhön zu bauen! Es verstößt nicht nur gegen raumplanerische Grundsätze, auch wird die weitere touristische Entwicklung der Rhön massiv behindert!“

 

Aktuelle Stellungnahme

 

Der Verein weist in der aktuellen Stellungnahme darauf hin, dass ein großer Teil der Kommunen im Vereinsgebiet betroffen ist. Explizit der Südthüringer Raum mit dem sensiblen Gebiet des UNSECO-Biosphärenreservates Rhön wird unverhältnismäßig belastet.

 

Die Rhön gilt als das charakteristischste Mittelgebirge in Deutschland (Zitat Deutsches Wandermagazin). Neben einmaliger Biodiversität ist es gerade auch das Landschaftsprofil, das die Rhön so wertvoll macht. Die Anerkennung als Biosphärenreservat 1991 trägt dieser schützenswerten Einmaligkeit Rechnung. Eine der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren für das Biosphärenreservat Rhön ist seine schonende Nutzung durch den Tourismus. Die wachsende Bedeutung der Rhön als Erholungsraum im Umfeld urbaner Zentren (Rhein/Main, Nürnberg/Fürth, Thüringer Städte) und die strategische Ausrichtung der Region zum Gesundheitstourismus sind wichtig für die weitere Entwicklung des Tourismus als Wirtschaftsfaktor für die Region. Die geplanten Trassenvarianten zerschneiden regionale Naturlandschaften im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön. Fast alle Kommunen befinden sich im Großschutzgebiet / Landschaftsschutzgebiet UNESCO-Biosphärenreservat Rhön. Teilweise sind europaweit bedeutsame Naturschutzgebiete (z. B. FFH, Vogelschutzgebiete etc.) oder Kernzonen des Biosphärenreservates in der Nähe bzw. im geplanten Korridor des Trassenverlaufs. Betroffen sind weiterhin geschützte Geotope, wertvolle Biotope und Feuchtgebiete. Mit dem jetzigen Verlauf der Erdkabeltrasse wird der Status als UNESCO-Biosphärenreservat bedroht.

 Damit ist eine wichtige Voraussetzung der touristischen Vermarktung des Mittelgebirges Rhön erheblich betroffen. Eine wesentliche Rolle bei der Entscheidung für die Urlaubs- und Freizeitregion Rhön spielt das Landschaftsbild!

 

Der Thüringer Teil der Rhön hat noch großen Aufholbedarf bezüglich der touristischen Entwicklung im Vergleich zu Bayern und Hessen. In den letzten Jahren erfolgte bereits ein erster Ausbau von touristischer Infrastruktur über europäische, Bundes- und Landes-Fördermittel. Die entstandenen Angebote sind teilweise mit überregionaler Anbindung und deutschlandweiter Zertifizierung (Qualitäts- und Premiumwege). Mit dem geplanten Trassenverlauf droht die Zerstörung des wertvollen touristisch relevanten Landschaftsbildes und der Infrastruktur, die teilweise noch (europäischen) Fördermittelzweckbindungsfristen unterliegt. Die bestehenden Angebote - ergänzt durch das besondere Landschaftsgebiet und Naturschönheiten werden bei Baumaßnahmen über einen langen Zeitraum beeinträchtigt. Somit wird die beginnende touristische Entwicklung erheblich gestört.

 

Im Vergleich zum Thüringer Wald hat die Thüringer Rhön nur wenige Wintersportangebote. Diese befinden sich auf Flächen der Einheitsgemeinde Rhönblick und Stepfershausen, im Gebiet der Hohen Rhön / Nähe Kaltensundheim und bei Dermbach. Diese Gebiete werden ebenfalls durch den geplanten Trassenverlauf beeinträchtigt.

 

In folgenden weiteren raumbedeutsamen Bereichen sind ebenfalls Beeinträchtigungen für die Region zu erwarten bzw. gibt es Faktoren, die einer Realisierung eines Trassenkorridors im Gebiet der Thüringer Rhön entgegenstehen:

 

Geologie

 

Die erheblichen Baumaßnahmen zum Bau der Trasse mit großräumigem Korridor, regelmäßigen Zubringern, Schwerlastfahrzeugen etc. führen zu extremen Zerstörungen und Beeinträchtigung von Flächen und Infrastruktur in der Thüringer Rhön.

 

Gerade die geologische Entstehung und Entwicklung des Mittelgebirges Rhön könnte bei einem Bau zu nicht absehbaren Probleme führen. Durch die vulkanische Entstehung der Rhön herrscht die Gesteinsart Basalt vor mit entsprechenden schwierigem Bearbeitungsgrad, dazu kommen in der Kombination Rückstände des Zechsteinmeers. Das bedeutet über- und unterirdische Muschelkalkablagerungen und wasserlösliche unterirdische Kalisalz- und -Kalilaugenlagerstätten, die über große Gebiete miteinander unterirdisch verbunden sind. Die Erdfallseen (Kutten) oder kleinere See-/Teichgewässer wie der Seebaer See oder das Geotop Träberser Loch in der Einheitsgemeinde Rhönblick sind Einsturztrichter und damit schon frühere „geologische Katastrophen“. Auch heute kommt es noch zu Absenkungen von Flächen. Ebenfalls ist abzusehen, dass der regionale Zuschnitt, enge Straßen, kleine Dörfer in Tälern und an Hängen potentielle Baumaßnahmen in den geplanten Dimensionen nicht zulassen.

 

Landwirtschaft und Forst

 

Alle Orte befindet sich flächenmäßig im vorrangig landwirtschaftlich bewirtschafteten Gebieten. Hauptbewirtschafter sind Agrargenossenschaften als Hauptarbeitgeber in der Region. Diese sind durch die besondere Lage im Mittelgebirge Rhön, geologische und klimatische Besonderheiten etc. nur durch eine europäische Förderung (z. B. KULAP - Kulturlandschaftspflegeprogramm) überlebensfähig. Der durch den Trassenkorridor drohende Flächenverlust / Qualitätsverlust mindert noch stärker die Einnahmesituation und verhindert dazu ebenfalls die Fördervoraussetzungen. Damit wird der Erhalt der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung der Flächen und damit Lebensgrundlagen der Bevölkerung der Region bedroht. Weitere Folgen ergeben sich im Bereich Vertragsnaturschutz etc., durch fehlende Dienstleister in der Landwirtschaft. In gleicher Weise ist auch die Fortwirtschaft im Gebiet betroffen. Hier sind große Verluste in der Waldbewirtschaftung zu erwarten, da die entstehenden großräumigen Schneisen auch nach einer Kabelverlegung gehölzfrei bleiben müssen.

 

Übersicht der betroffenen Kommune mit Hindernissen für Bau SuedLink-Trasse

 

(Betreff: touristische Auswirkungen)

 

 

Aschenhausen (Lage im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, Teilabschnitt Rhön-Rennsteig-Radweg)

 

Erbenhausen (Lage im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, Teilabschnitt Feldatalradweg)

 

Friedelshausen (Lage im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, Anteil am zertifizierten Premiumweg Vorderrhönweg)

 

Hümpfershausen (Lage im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön mit Kernzone Klosterwald=Extremschutz, Anteil am zertifizierten Premiumweg Vorderrhönweg)

 

Kaltensundheim (Lage im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, Teilstück Premiumweg DER HOCHRHÖNER, Teilabschnitt Feldatalradweg)

 

Mehmels (Teilabschnitt Rhön-Rennsteig-Radweg)

 

Oberkatz (Lage im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, Familienweg Schäferweg, Teilabschnitt Rhön-Rennsteig-Radweg)

 

Unterkatz (Lage im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, Teilabschnitt Rhön-Rennsteig-Radweg)

 

Oepfershausen (Lage im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, touristische Angebote, Anteil am zertifizierten Premiumweg Vorderrhönweg)

 

Rhönblick (Lage im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, touristische Angebote, geschützte Hochmoore Stedtlinger Moor und Petersee, Skiwanderwege, Teilabschnitt zertifizierte Premiumweg Extratour Gebaweg, Teilabschnitt zertifizierter Qualitätsweg Milseburgweg, Familienweg Hermannsfeld, verschiedene Radwegeabschnitte)

 

Rippershausen

 

Rosa (Lage im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, touristische Reitwege, Teilabschnitt Radweg Rosatalradweg)

 

Roßdorf (Lage im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, Teilabschnitt Radweg Rosatalradweg, weitere touristische Angebote, historische Stätten im Außenbereich, geschütztes Biotop Erdfallsee Roßdorfer Kutte)

 

Stepfershausen (Lage im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, geschütztes Geotop / Erdfall Träberser Loch, touristische Angebote, z. B. Hohe Geba, Teilabschnitt zertifizierte Extratour Gebaweg, Teilabschnitt zertifizierter Qualitätsweg Milseburgweg)

 

Wahns (Teilabschnitt Rhön-Rennsteig-Radweg)

 

Dermbach (Lage im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, Naturschutzgebiet Ibengarten, touristische Angebote im Außenbereich, Teilabschnitt Premiumwanderweg DER HOCHRHÖNER, Teilabschnitt Feldatalradweg, Familienwanderwege, unterirdische heiße Quellen)

 

Stadtlengsfeld (Kurort, Teilabschnitt Feldatalradweg, unterirdische Kalisalz/-laugen-Lagerstätten,)

 

Urnshausen (Lage im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, Geotop Erdfallsee Grüne Kutte, Badesee Schönsee)

 

Weilar (Lage im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, Teilabschnitt Feldatalradweg)

 

Wiesenthal (Lage im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, Naturschutzgebiet Wiesenthaler Schweiz)

 

Vacha (Teilabschnitt Premiumweg Extratour Keltenpfad, Teilabschnitt Werratalradweg und Rhönradweg, unterirdische Kalisalz/-laugen-Lagerstätten)

 

Bad Salzungen (Teilabschnitt Premiumweg HOCHRHÖNER; Teilabschnitt Werratalradweg und Rhönradweg, unterirdische Kalisalz/-laugen-Lagerstätten und weitere Infrastruktur)